Die Stadt der Teilhabe:
Klimagerecht, sozial, wirtschafts- und familienfreundlich
Koalitionsvertrag GRÜNE und SPD im Rat der Stadt Aachen 2022-2025
Inhalt
1 Präambel............................................................................................................................... 3
2 Kapitel 1: Umwelt .................................................................................................................. 3
3 Für eine ökologisch intakte, klimagerechte und klimaangepasste Stadt von morgen ......... 3
4 Erneuerbare Energie - Klimaneutralität bis 2030................................................................ 3
5 Die grüne und kühle Stadt - für mehr Lebensqualität ......................................................... 4
6 Umgang mit Starkregen ..................................................................................................... 5
7 Umwelt- und Artenschutz ................................................................................................... 5
8 Kapitel 2: Familie................................................................................................................... 5
9 Familien unterstützen - Chancengerechtigkeit von Anfang an............................................ 5
10 Familien finanziell entlasten und Betreuungsangebote verbessern.................................... 6
11 Freiraum schaffen und Hilfsangebote sichern .................................................................... 6
12 Echte Beteiligung stärkt die Demokratie ............................................................................ 7
13 Kapitel 3: Bildung .................................................................................................................. 7
14 Bildung eröffnet Perspektiven und Möglichkeiten für alle ................................................... 7
15 Bildung braucht Platz ......................................................................................................... 7
16 Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Bildung................................................................... 8
17 Bedarfsgerechtigkeit für Familien....................................................................................... 8
18 Digital ist selbstverständlich ............................................................................................... 8
19 Ausbildungsoffensive vorantreiben .................................................................................... 8
20 Kapitel 4: Wohnen ................................................................................................................. 9
21 Bezahlbarer Wohnraum - existentielles Recht für alle ........................................................ 9
22 Wohnbauprojekte ermöglichen und beschleunigen............................................................ 9
23 Passgenaue Angebote für jede Zielgruppe .......................................................................10
24 Kapitel 5: Mobilität ................................................................................................................11
25 Mobilität sicher, komfortabel, nachhaltig und bezahlbar machen ......................................11
26 Einsteigen und Umsteigen: Verbesserter ÖPNV ...............................................................11
27 Erreichbare Innenstadt: Mobilität innerhalb des Alleenrings ..............................................12
28 Konflikte entzerren durch Neuordnen des Parkens ...........................................................12
29 Sichere Wege für alle: Der Radentscheid .........................................................................13
30 Kapitel 6: Wirtschaft .............................................................................................................14
31 Wirtschaftsförderung – Ermöglichungskultur .....................................................................14
32 Wirtschaft braucht Raum ..................................................................................................14
33 Wissenschaftsstadt heißt agiler Wirtschaftsstandort .........................................................15
34 Innenstadt als Raum der Ermöglichung ............................................................................16
35 Wirtschaft erfordert tatkräftige Netzwerke .........................................................................17
36 Regionales Handwerk stärken ..........................................................................................17
37 Ausblick................................................................................................................................18
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38 Präambel
39 Aachen ist eine lebenswerte Stadt, ein attraktiver Standort für Wissenschaft und Forschung,
40 für Handel und Wirtschaft, für Familien, Senior*innen und junge Menschen. Aachen ist eine
41 Großstadt mit erheblicher Strahlkraft, ein Oberzentrum mit regionaler und euregionaler
42 Verantwortung. Bei uns werden gesellschaftlicher Zusammenhalt, demokratisches
43 Miteinander, soziale, ökonomische und ökologische Verantwortung sowie kulturelle Vielfalt im
44 Alltag gelebt.
45 Dennoch gibt es viel zu tun, um die Chancen zur Teilhabe für alle zu verbessern. Wir müssen
46 und wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen, gute Bildung gewährleisten, die Mobilitätswende
47 gestalten und unser Aachen zu einer klimaneutralen Stadt entwickeln. Zudem stehen wir
48 aktuell multiplen Krisen gegenüber, zu deren Bewältigung wir den Aachenerinnen und
49 Aachenern Unterstützung geben wollen. Der vorliegende Koalitionsvertrag von GRÜNEN und
50 SPD steht für den erforderlichen Aufbruch in Aachen und stellt die Weichen, um diese
51 ambitionierten Ziele zu erreichen.
52 Wir haben deshalb klare Prioritäten gesetzt und ein Arbeitsprogramm aufgestellt, das es Politik
53 und Verwaltung gemeinsam ermöglicht, erfolgreich bis zum Ende der laufenden Wahlperiode
54 2025 zusammen mit den Bürger*innen spürbare Verbesserungen und Entwicklung zu
55 erreichen. Wir werden die notwendigen politischen, planerischen und finanziellen Grundlagen
56 legen, um zeitlich auch über die laufende Ratsperiode hinausgehende Ziele in der nächsten
57 Wahlperiode zu erreichen.
58 Das Bild der Transformation hin zu einer gerechten, lebenswerten Stadt für Alle leitet uns und
59 gemeinsam schaffen wir vieles: im Klimaschutz, in der Verkehrswende, für Familien,
60 Bildung und Wohnen und in der wirtschaftlichen Entwicklung Aachens.
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62 Kapitel 1: Umwelt
63 Für eine ökologisch intakte, klimagerechte und klimaangepasste
64 Stadt von morgen
65 Unser Ziel ist es, Aachen bis 2030 klimaneutral zu machen. Denn die Klimakrise bedroht in
66 existenzieller Weise unser aller Lebensgrundlage. Deshalb übernehmen wir gemeinsam
67 Verantwortung, um die Auswirkungen der Klimakrise zu begrenzen – auch und gerade durch
68 lokale Maßnahmen und Veränderungen bei uns in Aachen. Gleichzeitig spüren wir schon
69 heute die Folgen der Klimakrise: Wochenlange Trockenperioden, drückende Hitze und
70 katastrophale Starkregenereignisse belasten uns alle und unsere Umwelt in zunehmendem
71 Maße. An diese einschneidenden Folgen der Klimakrise müssen wir uns in den nächsten
72 Jahren anpassen, damit Aachen weiterhin eine lebenswerte Stadt bleibt: Mit mehr Grün in der
73 Stadt und einer besseren Vorsorge vor Hitze- und Starkregenereignissen.
74 Neben der Klimakrise ist die zweite große ökologische Herausforderung unserer Zeit das
75 Artensterben, das auch vor Aachen nicht halt macht. Dem wollen wir entschlossen
76 entgegentreten, indem wir den ökologischen Zustand des Aachener Waldes,
77 der landwirtschaftlichen Flächen und der städtischen Grünflächen verbessern und so dazu
78 beitragen, dass Lebensräume für Flora und Fauna geschützt und aufgewertet werden.
79 Erneuerbare Energie - Klimaneutralität bis 2030
80 Um Aachen zu einer klimaneutralen Stadt zu machen, müssen wir stark in den Ausbau der
81 erneuerbaren Energien investieren, also in Wind- und Solarenergie sowie in Biomasse. Um
82 den Ausbau der Photovoltaik (PV) noch weiter zu beschleunigen, werden wir
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83 die Energieberatung für den privaten wie für den gewerblichen Bereich massiv ausbauen und
84 eine „Öcher Solaroffensive im Gewerbe“ lancieren.
85 Außerdem werden wir das kommunale PV-Förderprogramm, das bisher sehr gut
86 angenommen wird,beibehalten und so PV-Ausbau auf privaten Dächern weiterhin
87 unterstützen. Neben Dächern soll auch auf Freiflächen und Parkplätzen der Ausbau von
88 Photovoltaikanlagen ermöglicht werden. Darüber hinaus wollen wir mindestens ein Agri-PV-
89 Pilotprojekt, also ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die
90 Nahrungsmittelproduktion und die PV-Stromerzeugung, auf dem Aachener Stadtgebiet ins
91 Leben rufen. Wir stehen zur Beschlusslage, möglichst schnell auf allen geeigneten Dächern
92 kommunaler Gebäude PV-Anlagen zu installieren. Den erzeugten Strom in einer regionalen
93 Direktvermarktung zu verteilen, unterstützen wir ausdrücklich.
94 Wir fördern den dringend benötigten Ausbau der Windkraftund machen Aachen zur
95 „Windkraft-Ermöglichungs-Kommune“: Durch die Ausweisung der bereits von der Verwaltung
96 identifizierten Flächen auf dem Aachener Stadtgebiet, die mit dem Artenschutz vereinbar sind
97 und durch die Unterstützung für das so genannte Repowering(das Ersetzen alter
98 Windkraftanlagen), möglichst 1:1, wodurch auf der gleichen Fläche mehr Strom erzeugt
99 werden kann. Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass mindestens ein Bürger*innen-Windrad
100 entsteht und dass es insbesondere den in der Nachbarschaft der Anlagen Wohnenden
101 ermöglicht wird, von der Wertschöpfung der Windkraft zu profitieren.
102 Wir werden gemeinsam mit den Aachener Hochschulen, Forschungsinstituten und der
103 STAWAG lokale Lösungen zur Speicherung der gewonnen Energie untersuchen und in
104 diesem Zusammenhang die Nutzung von Wasserstoff in den Fokus nehmen.
105 Um die Umsetzung von Maßnahmen im Bereich energetischer Gebäudesanierungen, PV-
106 Ausbau, Heizungsaustausch und Energieeinsparungen weiter zu steigern, entwickeln und
107 bauen wir die Energieberatung deutlich aus. Unser Ziel ist es, bis 2025 eine zukunftsfähige
108 Struktur der Energieberatung in Aachen zu etablieren.
109 Wir erstellen im Rahmen der Wärmeleitplanung eine Roadmap für die Umsetzung der
110 Wärmeplanung, welche die Wärmeversorgung u.a. mittels Fernwärme, Quartierslösungen,
111 mittlerer Tiefengeothermie und Thermalwassernutzung abdeckt. Den Ausbau des
112 Fernwärmenetzes als erprobte, kostengünstige und perspektivisch klimaneutrale Technologie
113 zur Wärmeversorgung treiben wir voran. Im Rahmen der konsequenten Umsetzung und
114 Fortführung des Aachener IKSK (Integriertes Klimaschutz-Konzept) sollen die kommunalen
115 Gebäude (Wohn- und Nichtwohngebäude) energetisch saniert und die Heizsysteme zeitnah
116 auf regenerative Energien umgestellt werden.
117 Die grüne und kühle Stadt - für mehr Lebensqualität
118 Wir brauchen dringend mehr Baumpflanzungen in der Stadt. Unser Ziel ist eine positive
119 Baumbilanz, d.h., dass jährlich mehr Bäume gepflanzt werden, als aufgrund von Schäden und
120 Baumaßnahmen gefällt werden müssen. Das möchten wir mit dem Aufbau einer eigenen
121 Baumpflanzkolonne beim Aachener Stadtbetrieb erreichen, möglichst ab 2024. Um
122 Bestandsbäume zu schützen, werden wir deren Schädigungen durch parkende PKW
123 reduzieren. Wir werden dafür werben, insbesondere in verdichteten Innenhöfen und auf derzeit
124 versiegelten Flächen zusätzliche Bäume zu pflanzen und eventuell erforderliche Förderung
125 leisten.
126 Zum Schutz der Gesundheit von Bürger*innen, die stark unter Hitzeereignissen leiden z.B.
127 Senior*innen und kleine Kinder, soll die Verwaltung gemeinsam mit der Städteregion einen
128 Hitzeaktionsplan erarbeiten und zeitnah umsetzen.
129 130
Wir holen Bäche in Aachen ans Licht mit dem Ziel, mindestens einen Bach bis zum Ende der
Ratsperiode offenzulegen.
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131 Förderkulissen für Dach- und Fassadenbegrünung führen wir fort und entwickeln die
132 Programme dazu kontinuierlich weiter. Wo immer möglich, sollen auch Dachflächen intensiv
133 nutzbar gemacht und z.B. Hochbeete oder Dachgärten gefördert werden.
134 Umgang mit Starkregen
135 Aachen besitzt bereits ein weitreichendes Konzept zur Klimafolgenanpassung, das wir
136 verstärkt in die Umsetzung bringen wollen. Wir wollen Maßnahmen entwickeln und finanzieren,
137 um mit zukünftigen Starkregen- und Hochwasserereignissen umzugehen und Schäden
138 präventiv zu vermeiden.
139 Die Prüfung des Schwammstadtprinzips fordern wir bei allen größeren Maßnahmen ein und
140 wollen bis 2025 eine größere Pilotmaßnahme dazu umsetzen. Wir sorgen dafür, dass mehr
141 kommunale Flächen entsiegelt werden, und fördern Entsiegelung auf privaten Flächen.
142 Umwelt- und Artenschutz
143 Der Aachener Wald soll künftig nach den höchsten Nachhaltigkeitsstandards bewirtschaftet
144 werden, welche über die bestehende Bewirtschaftung nach dem FSC-Standard hinausgehen.
145 Die Ergebnisse des aktuell laufenden Prozesses zur Entwicklung eines Aachener Modells für
146 die nachhaltige Waldbewirtschaftung werden wir umsetzen.
147 Eine Stärkung der Biodiversität im Innen- und Außenbereich erreichen wir durch eine
148 extensivere Pflege der städtischen Grünflächen und Randstreifen. Bis 2025 wollen wir ein
149 neues Konzept für die nachhaltige Grünflächenbewirtschaftung in die Umsetzung bringen.
150 Die nachhaltige Landwirtschaft in Aachen wollen wir stärken, indem wir die Ergebnisse des
151 Runden Tischs Landwirtschaft umsetzen und die Unterstützung der städtischen
152 Naturschutzstation ausbauen.
153 Rund um den neuen Standort des Aachener Stadtbetriebs entwickeln wir
154 ein Cluster „Kreislaufwirtschaft“, sodass Gewerbe und Forschung rund um die nachhaltige
155 Nutzung von Abfall- und Rohstoffensowie neue Wertschöpfungskreisläufe konzentriert
156 angesiedelt werden. Dieses soll mit den Aktivitäten um den Wirtschaftsstandort Rothe Erde
157 eng verzahnt werden.
158
159 Kapitel 2: Familie
160 Familien unterstützen - Chancengerechtigkeit von Anfang an
161 Wir werden Kinder und Jugendliche fördern und Familien unterstützen. Aachen soll Kindern
162 und Jugendlichen eine gute Zukunft und allen vielfältigen Formen von Familien ein sicheres
163 Zuhause bieten. Sie sind die Zukunft unserer Stadt.
164 Die Corona-Pandemie hat in den zweieinhalb Jahren Kinder, Jugendliche und Familie in ihrem
165 Alltag sehr herausgefordert. Kinder und Jugendliche wurden in einer für sie und ihre
166 Entwicklung so wichtigen Zeit stark eingeschränkt und Familien in ihrem Zusammenleben
167 belastet. Die Förderprogramme von Bund und Land wurden in unseren Einrichtungen
168 zielführend genutzt. Wir werden Kinder und Jugendliche mit den uns zur Verfügung stehenden
169 kommunalen Mitteln dabei unterstützen, die Belastungen der aktuellen Krisen zu bewältigen.
170 Wir werden Familien finanziell entlasten, insbesondere über die Gebühren. Und zwar spürbar,
171 bereits ab dem kommenden Jahr. Wir wollen Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt das
172 geben, was sie für ihre Entwicklung und für ein gelingendes Leben brauchen. Dafür stehen wir
173 für qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und leicht zugängliche Beratungsangebote für
174 Kinder und Familien in Schwierigkeiten.
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175 Freiräume für Kinder und Jugendliche in Aachen sowie außerschulische und offene
176 Bildungsangebote haben für uns einen hohen Stellenwert.
177 Wir wollen Aachen nicht nur für Kinder, Jugendliche und Familien gestalten, sondern
178 gemeinsam mit ihnen. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an politischen
179 Entscheidungen werden wir stärken.
180 Familien finanziell entlasten und Betreuungsangebote verbessern
181 Unser Ziel ist es, Gebührenfreiheit in Kitas, der Tagespflege und der OGS zu erreichen. Bis
182 zur angekündigten Kostenfreiheit für den Ü3-Bereich durch das Land werden wir die Gebühren
183 insbesondere für untere Einkommen aussetzen und für mittlere Einkommen halbieren.
184 Wenn das Land die angekündigte Befreiung im Bereich Ü3 umgesetzt hat, werden wir ebenso
185 die Eltern von U3-Kindern von den Gebühren befreien.
186 Auch die OGS-Gebührensatzung überarbeiten wir mit dem Ziel der weiteren Entlastung der
187 Familien.
188 Auch die Beratungsangebote in Kitas wollen wir ausbauen. Vorhandene Beratungsangebote
189 sollen gesammelt und Zeiten in Familienzentren organisiert bzw. öffentliche Räume zur
190 Verfügung gestellt werden.
191 Im Bereich der Kitas leiden Kinder und Familien unter dem Fachkräftemangel. Dem wollen wir
192 im Schulterschluss mit der Verwaltung, den freien Trägern und Verbänden entgegen treten.
193 Einerseits durch den personellen Ausbau des Alltagshelfer*innenprogramms und den Start
194 eines Verwaltungskräfteprogramms, bei denen Fachkräfte von Aufgaben entlastet werden, die
195 nicht im direkten Kontakt zu Kindern zu erledigen sind. Dies schafft Freiräume für die
196 Betreuung, Bildung und Erziehung. Andererseits werden wir die bereits ausgeweitete
197 praxisintegrierte Ausbildung auch für die freien Träger durch finanzielle Förderung besser
198 nutzbar machen.
199 Wir werden die Schaffung von Kitaplätzen beschleunigen: Trotz Kostensteigerung werden wir
200 das Kita-Ausbauprogramm intensiv voranbringen, geplante Bauprojekte zügig umsetzen und
201 weitere Flächen für KiTa-Neubauten identifizieren.
202 Wir werden die Randzeitenbetreuung in Schwerpunktkitas ausbauen, sofern es die
203 Personalkapazität zulässt.
204 Wir wissen, dass die steigenden Kosten für das Mittagessen in Kitas und Schulen zu einer
205 sozialen Spaltung führen können und bestehende Ungerechtigkeiten in der sozialräumlichen
206 Verteilung noch bestärken. Wir warten auf das Konzept für die angekündigte schrittweise
207 Umsetzung der Kostenfreiheit durch die Landesregierung und werden die kommunale
208 Begleitung organisieren.
209 Freiraum schaffen und Hilfsangebote sichern
210 Kinder brauchen Freiraum! Hier bietet die Innenstadt zu wenige Möglichkeiten. Wir werden
211 deshalb Spielplätze und Freiflächen ausbauen und ein Spielplatzprogramm für die Innenstadt
212 umsetzen. Dabei ist für uns wichtig, stets die Inklusion mitzudenken. Wir werden zügig die
213 Planungen für einen zentral gelegenen Inklusionsspielplatz und eine Freizone als
214 Modellfreifläche für Jugendliche angehen. Gleiches gilt für differenzierte Bildungsangebote,
215 wie Waldpädagogik, Urban Farming etc.
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Gerade die Sommermonate bieten für viele Familien, die sich keinen Urlaub leisten können, eine besondere Herausforderung. Die Familienspiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Diese Angebote wollen wir erweitern mit der Idee ein, neues Naherholungsgebiet mit preiswerter Aufenthaltsqualität zu schaffen. Wir wollen bis zum Ende der Ratsperiode zumindest die
Planung zu einem „Öcher Beach“ abgeschlossen haben.
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221 Insbesondere für Jugendliche und junge Heranwachsende sind die offenen Türen (OTen) oft
222 eine wichtige Anlaufstelle. Wir werden die OTen deshalb sichern und verstetigen,
223 insbesondere in Quartieren mit besonderen sozialen Herausforderungen. Hier werden wir
224 darüber hinaus die mobile aufsuchende Arbeit ausbauen bzw. da sichern, wo sie bereits
225 vorhanden ist.
226 Beratungs- und Unterstützungsangebote für Familien werden wir absichern und ausbauen,
227 dies gilt beispielsweise für Müttercafés, Begegnungszentren, Elternberatungsstellen oder die
228 Fachberatungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt.
229 Die Plätze in der stationären Jugendhilfe werden wir weiter angemessen finanzieren und
230 ausbauen.
231 Echte Beteiligung stärkt die Demokratie
232 Besonders wichtig ist uns die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an politischen
233 Entscheidungen. Sie ist essenziell für die Entwicklung des Verständnisses für Demokratie und
234 stärkt diese damit enorm. Wir werden deshalb kurzfristig die Jugendpartizipation stärken.
235 Drüber hinaus werden wir den laufenden Prozess zur Einrichtung eines Kinder- und
236 Jugendparlaments mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam voran treiben. Dabei ist es
237 uns wichtig, dass die Beteiligung auch über ein festes Budget erfolgen kann, über das die
238 Kinder und Jugendlichen eigenständig entscheiden können.
239 Bei Großprojekten werden wir die Perspektive von Kindern, Jugendlichen und Familien
240 grundsätzlich berücksichtigen und z.B. ausreichend Spielmöglichkeiten wie Spielplätze,
241 Spielpunkte und mobile Angebote einplanen und finanzieren.
242 Um den Fachbereich Kinder, Jugend und Schule innerhalb der Verwaltung zukunftsfest
243 aufzustellen, werden wir eine Organisationsumstellung umsetzen. Damit sollen die
244 Fachbereiche gestärkt werden, um den gestiegenen Anforderungen und Aufgaben genügen
245 zu können.
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247 Kapitel 3: Bildung
248 Bildung eröffnet Perspektiven und Möglichkeiten für alle
249 Bildung ist die grundlegende Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Sie ermöglicht
250 Teilhabe und soziale Verantwortung, ein eigenständiges Urteil und schützt vor Manipulation.
251 Bildung ist ein wesentlicher Schlüssel dazu, dass alle Menschen in einer friedlichen, sozial
252 gerechten und ökologischen sowie ökonomisch nachhaltigen Welt leben können.
253 Deshalb muss gute Bildung auch und gerade in Krisen-Zeiten umfassend und bestmöglich
254 gelingen. Eine gerechte Bildung entsteht, indem man gleiche Voraussetzungen für alle schafft
255 und vorhandene Benachteiligungen ausgleicht.
256 Bildung braucht Platz
257 Der Umbau der Gymnasien von G8 auf G9 ist eine große Herausforderung für die kommenden
258 Jahre. Neue Klassen- und Fachräume werden benötigt, zum Teil sind neue Schulbauten
259 erforderlich. Wir werden dafür Sorge tragen, dass dieser Umbau mit hoher Priorisierung
260 vorangebracht wird.
261 Wir begleiten weiterhin den bedarfsgerechten Ausbau und die Sanierung unserer
262 Schulinfrastruktur. Die Sanierung der Grundschulen wird fortgeführt anhand der bestehenden
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263 Prioritätenliste des Raumprogramms. Das Schulreparaturprogramm halten wir auch in der
264 schwierigen Konjunkturlage aufrecht.
265 Wir treiben die Planungen für ein „Haus der Neugier“ voran. An einem gemeinsamen Ort sollen
266 Volkshochschule und Stadtbibliothek ihr Potenzial entfalten. Damit soll ein neuartiger Raum
267 der Bildung und der Begegnung in Aachens Innenstadt entstehen: ein offener Ort, der
268 neugierig macht und zum Lernen einlädt. Ein Ort, an dem niedrigschwellig Bildungs- und
269 Informationsstrukturen geschaffen und zur Verfügung gestellt werden können. Jeder und jede
270 soll Zugang zu den Bildungsangeboten haben, denn Bildung ist unsere Zukunft. Das Haus der
271 Neugier braucht in der Entwicklung länger als eine Ratsperiode, doch die Zeit ist gut investiert:
272 Wir schaffen einen lebendigen Treffpunkt im Herzen der Stadt.
273 Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Bildung
274 Um Klimaschutz weiter zu verbessern, wird das Schulbauprogramm zusätzlich mit einem
275 Ausbau von ökologisch sinnvollen Gründächern ergänzt. Energieeinsparungen und
276 Verbesserung des Raumklimas sollen u.a. durch fest installierte Lüftungsanlagen erzielt
277 werden.
278 Gesunde und nachhaltige Ernährung muss langfristig ein fester Baustein unserer
279 Bildungseinrichtungen werden. Die Einrichtungen sollen außerdem umweltfreundlich
280 erreichbar sein, daher unterstützen wir den Ausbau von ÖPNV und Fahrradabstellanlagen.
281 Wir stärken die VHS und unsere Schulen in ihren Anstrengungen, Bildung für nachhaltige
282 Entwicklung (BNE) in ihrem Angebot zu verankern.
283 Bedarfsgerechtigkeit für Familien
284 Verlässliche und qualitativ hochwertige Tages- und Betreuungsstrukturen für Eltern und Kinder
285 sind auch im schulischen Bereich unsere Basis.
286 Auf dem Elternwunsch zu Schulplätzen basiert unsere Schulplanung – im Rahmen der
287 Zukunftswerkstatt werden wir insbesondere Bedarfe an weiteren Gesamtschulplätzen in den
288 Blick nehmen.
289 Der Erwerb der deutschen Sprache ist z.B. für zugewanderte Schülerinnen und Schüler die
290 wichtigste Voraussetzung für ihre Integration beruflich, schulisch wie auch privat. Alle
291 möglichen Maßnahmen zur Sprachförderung werden wir erhalten und ausbauen.
292 Digital ist selbstverständlich
293 Wir statten alle Schulen mit einem zeitgemäßen, schnellen Internetzugang und moderner
294 Präsentationstechnik aus. Alle Schüler*innen müssen Zugang zu Endgeräten haben. Die
295 exakten Bedarfe werden mit den Schulen, der Verwaltung und den Medienberater*innen
296 gemeinsam auf Basis der Medienentwicklungspläne erarbeitet. Die erfolgreiche Arbeit der AG
297 Digitalisierung wird fortgesetzt.
298 Auch bei der Überarbeitung der Leistungsvereinbarung zur schulischen IT-Infrastruktur
299 müssen die Bedarfe der Schulen abgefragt und berücksichtigt werden. Die Schulen brauchen
300 Unterstützung bei der Planung, Bedienung und Wartung der vielfältigen Medien. Wir werden
301 uns gemeinsam mit dem Land dafür einsetzen, IT-Fachkräfte vor Ort als direkte
302 Ansprechpartner*innen für Bedarfe der Schulen zu etablieren.
303 Ausbildungsoffensive vorantreiben
304 Gegen den Lehrkräftemangel setzen wir uns auf Landesebene für die Einführung der
305 vollumfänglichen Lehramtsausbildung in Aachen ein.
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306 Dem Fachkräftemangel begegnen wir, indem wir die Arbeit der Schulen zur
307 Berufsvorbereitung sowie die Kooperationen zwischen (kommunalen) Betrieben, den
308 Hochschulen und den Schulen stärken.
309 Die Einführung der multiprofessionellen Teams in Schulen unterstützen wir. Schulen brauchen
310 mehr Profession im Alltag. Wir erkennen die Bedarfe zu Schulsozialarbeit, Schulbegleitung,
311 IT-Fachkräften und schulpsychologischem Dienst im Bildungsbereich an und unterstützen die
312 Angebote.
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314 Kapitel 4: Wohnen
315 Bezahlbarer Wohnraum - existentielles Recht für alle
316 Der Aachener Wohnungsmarkt ist überhitzt: Grundstückspreise, Baupreise und Mietpreise
317 steigen weiter. Wir werden auf diese Krise reagieren.
318 Zwar hat die Stadt Aachen in der Vergangenheit eine Vielzahl wohnungspolitischer
319 Beschlüsse gefasst, welche einen kommunalen Einfluss auf den Wohnungsmarkt sichern
320 sollen. Jedoch hat dies ein weiteres Ansteigen der Mieten nicht ausreichend begrenzen
321 können, so dass weitere Maßnahmen erforderlich sind. Wir wollen insbesondere, die
322 wirtschaftlich Schwächeren schützen und unterstützen, ihnen ihr existentielles Recht auf
323 Wohnraum, der bezahlbar ist sichern.
324 Bei all unserem Handeln ist jedoch zu beachten, dass vor allem in Aachen, mit seiner
325 Randlage und den fehlenden Wohnbauflächen, Boden ein sehr begrenztes Gut ist. Deshalb
326 müssen Wohnraumflächen noch mehr im Bestand und unter Einbeziehung der
327 Nachbarkommunen gesucht werden. Dies gebietet auch unsere Verpflichtung zu einem
328 ressourcenschonenden, nachhaltigen Umgang mit dem Gut „Boden“.
329 Wohnbauprojekte ermöglichen und beschleunigen
330 Der Neubau von Wohnraum scheitert häufig am Mangel an Flächen. Hier forcieren und
331 unterstützen wir die Nachverdichtung von Gebäuden, ermöglichen größere Gebäudehöhen,
332 fördern den Dachausbau weiter und wollen ein überarbeitetes Screening untergenutzter
333 Flächen auf den Weg bringen. Flachbauten als Neubau sind dabei zu verhindern. Dies gilt
334 auch im Gewerbe- und Bürobereich. Auch die Schließung von Baulücken und Entwicklung von
335 Potenzialflächen werden wir intensivieren.
336 Wir wollen die Möglichkeiten des neuen FNP (Flächennutzungsplan) schnell in Umsetzung
337 bringen und geeignete Flächen möglichst schnell freigeben. Wir werden den
338 eigenen, städtischen Wohnungsbau langfristig stärken und uns nicht ausschließlich auf den
339 freien Markt verlassen. Dies geschieht zeitnah über eine geeignete Gesellschaftsform.
340 Für die Entwicklung vom Richtericher Dell als größtem Beitrag zur Schaffung von Wohnraum
341 werden wir zügig ein klimagerechtes Gesamtkonzept für die Ortserweiterung mit
342 verschiedenen Teilgebieten vorantreiben.
343 Den Bodenvorratsfonds als städtisches Sondervermögen für den Erwerb, die Entwicklung und
344 die Vermarktung von Flächen für Wohnen und Gewerbe werden wir effektiver und
345 konsequenter als in der Vergangenheit nutzen. Die Vergabe von städtischen Grundstücken
346 wird weiterhin in erster Linie im Erbbaurecht erfolgen.
347 Die in Zukunft mögliche Erhebung einer Grundsteuer C (Steuer für unbebaute, aber schon
348 baureife Grundstücke), werden wir schon jetzt vorbereiten, um unmittelbar nach Schaffung der
349 Gesetzesgrundlage starten zu können.
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350 Die energetische Sanierung von städtischen Wohnungen werden wir fortführen und
351 intensivieren.
352 Dort, wo möglich und sinnvoll, werden wir Eigentümer*innen dabei unterstützen,
353 Gewerbeflächen, insbesondere im Einzelhandel, zu Wohnflächen umzuwidmen. Dabei
354 beziehen wir uns z.B. auf innerstädtische Bereiche, bei denen große Gewerbeflächen
355 aufgegeben wurden.
356 Um Wohnraum zu schaffen braucht es Bauanträge, die schnell bearbeitet werden müssen.
357 Durch die Anschaffung der nötigen Software werden wir die Digitalisierung der Bauanträge
358 vorantreiben, um so eine schnellere Bearbeitung und geringere Kosten zu ermöglichen.
359 Darüber hinaus werden wir Baugenehmigungsverfahren durch eine Verbesserung der
360 Koordination, der Zuarbeit innerhalb der Verwaltung und neue Planstellen für die beteiligten
361 Abteilungen sowie ihrer Ausstattung angehen. Wir haben das Ziel, dass eine Baugenehmigung
362 künftig innerhalb von drei Monaten ausgesprochen wird. Zu diesem Zweck werden wir eine
363 Offensive zur Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen starten. In diesem Zusammenhang wollen
364 wir
365
366 Bei der Vielzahl der Wohnbauflächen und Bebauungspläne ist es nicht möglich, alles parallel
367 zu entwickeln. Wir werden daher die vorhandene Priorisierung überarbeiten und ein Screening
368 laufender B-Plan-Verfahren und Flächenankäufe durchführen, um den Bau bezahlbarer
369 Wohnungen zügig zu ermöglichen. Dafür werden wir vorlaufende Arbeiten häufiger extern
370 vergeben.
371 Passgenaue Angebote für jede Zielgruppe
372 Auf dem überhitzten Wohnungsmarkt ist es mit überteuerten Angeboten nicht nur für
373 Studierende immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Auch Auszubildende und
374 Schüler*innen haben massive Probleme bei der Wohnungssuche. Wir werden deshalb einen
375 Ort für ein Wohnheim für Auszubildende und Schüler*innen und auch für Studierende
376 definieren und Gespräche mit möglichen Investoren führen.
377 Daneben leiden insbesondere junge Familien stark unter den steigenden Mietpreisen und
378 haben häufig kaum eine Chance am freien Wohnungsmarkt. Unser Ziel ist es, insbesondere
379 diesen Familien zu helfen und zu verhindern, dass sie ins Umland abwandern. Mit der
380 Schaffung neuen Wohnraums (Miet- und Eigentumswohnraum), insbesondere für junge
381 Familien, werden wir dieses Ziel konsequent verfolgen.
382 Im Bereich der Pflegeheime und barrierefreier Senioren*innenwohnungen ist der Bedarf
383 ebenfalls groß. Deswegen werden wir schnell Flächen definieren, Entwickler finden und, wo
384 es geht, Fördermöglichkeiten suchen, um dem steigenden Bedarf nach Wohnraum für ältere
385 Menschen gerecht zu werden. Wir werden dabei auch berücksichtigen, dass die Menschen
386 mit fortschreitendem Alter solange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen
387 Wohnung führen können. Mit Blick auf die genannten unterschiedlichen Zielgruppen wollen
388 wir die Quartiere unserer Stadt so gestalten, dass sie den verschiedenen Bedürfnissen aller
389 Generationen und Lebenswirklichkeiten Rechnung tragen. Dabei werden wir die beruflichen,
390 familiären und Freizeitbedürfnisse berücksichtigen. Insbesondere älteren
391 Hauseigentümer*innen fällt es häufig schwer, Alternativen für das zu groß gewordene und
392 nicht altengerechte Eigenheim zu finden. Hier werden wir auf freiwilliger Basis
393 Beratungsangebote etablieren, die beispielsweise einen passgenauen Wohnungstausch mit
394 Familien ermöglichen. Darüber hinaus werden wir die Leitstelle “Älter werden in Aachen”
395 stärken.
396 Im Bereich der Obdachlosenhilfe werden wir in einem Modellprojekt das Konzept “Housing
397 First” umsetzen, das Wohnungslosen ohne Vorbedingungen Wohnraum zur Verfügung stellt.
398 Dazu werden wir als Stadt Immobilien anmieten oder selbst bauen und darüber hinaus ein
die Bauaufsicht zu einem starken Partner der Bauwilligen im Sinne der
Ermöglichungskultur machen.
10
399 bedarfsgerechtes dauerhaftes Übergangswohnheim errichten. Zielgruppe sollen explizit auch
400 wohnungslose Frauen und Wohnungslose mit Hunden sein.
401 Auch besondere Wohnformen wollen wir nicht aus den Augen verlieren und fördern. So fordert
402 ein genossenschaftliches Wohnen in der Regel eine Mindesteinlage, die von Menschen mit
403 geringem Einkommen nicht bezahlt werden kann. Hier wäre ein städtischer Fonds oder eine
404 Anleihe denkbar um die Teilhabe an preiswertem Wohnen für alle zu ermöglichen.
405 Mit Blick auf die vielfältigen Maßnahmen der Wohnungspolitik werden wir eine Evaluation
406 ebendieser auf den Weg bringen und bewerten, wo Beschlüsse ergänzt oder Personalstellen
407 geschaffen werden müssen, damit die vorhandenen Instrumente besser genutzt werden
408 können.
409
410 Kapitel 5: Mobilität
411 Mobilität sicher, komfortabel, nachhaltig und bezahlbar machen
412 Die Mobilitätswende ist einer der zentralen Bausteine auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die
413 Stärkung eines attraktiven Umweltverbundes aus Fußverkehr, Radverkehr, Bus und Bahn ist
414 dabei einer der wichtigsten Schritte.
415 Moderne Verkehrspolitik steigert die Lebensqualität in der Stadt durch ein sicheres
416 Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer*innen, führt zu einer besseren Luftqualität, weniger
417 Lärm und berücksichtigt dabei die Interessen der gesamten Stadtgesellschaft. Dazu ist eine
418 Neuverteilung von Verkehrsflächen notwendig. Dies werden wir im Sinne der Verkehrswende
419 mit Beteiligung der Öffentlichkeit umsetzen.
420 Um es den Menschen leicht zu machen, das Auto stehen zu lassen, schaffen wir eine Stadt
421 der kurzen Wege, indem wir auf eine stärkere Durchmischung in den Quartieren von Wohnen,
422 Gewerbe und Freizeitangeboten setzen.
423 Einsteigen und Umsteigen: Verbesserter ÖPNV
424 Der heutige ÖPNV ist schon längst an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gelangt. Eine
425 Verbesserung der Situation für die Stadt gelingt nur in Verbindung mit dem Umland. Deswegen
426 werden wir unter anderem die Planungen zur Regiotram vorantreiben - aus dem Nordkreis bis
427 zum Aachener Hauptbahnhof. Mitgedacht werden sollte die Entwicklungsmöglichkeit eines
428 städtischen Netzes, so z.B. mit der Anbindung von Haaren, dem Uniklinikum und bis nach
429 Brand. Wir wollen, eine positive Machbarkeitsstudie vorausgesetzt, den Planungsbeschluss
430 für die Regiotram schon im ersten Halbjahr 2023 herbeiführen.
431 Im Innenstadtbereich wollen wir die Reisegeschwindigkeit des ÖPNV deutlich erhöhen und
432 werden die dringend notwendigen Infrastrukturmaßnahmen vorantreiben. Die ersten
433 Maßnahmen sollen mit dem Fokus auf starke Achsen geplant und umgesetzt werden. Zu
434 nennen sind hierbei eine konsequente Vorrangschaltung für den ÖPNV an stauanfälligen
435 Ampelanlagen, die Busspur in Mittellage auf dem Adalbertsteinweg und der Jülicher Straße.
436 Auch in den Südraum soll eine intelligente Busspur auf der Monschauer Straße für einen
437 beschleunigten ÖPNV sorgen. Daneben werden wir Behinderungen durch Parkvorgänge
438 durch geeignete Maßnahmen verringern.
439 Zur Bekämpfung der Mobilitätsarmut in Aachen sollen Angebote bevorzugt in unterversorgten
440 Gebieten ausgebaut werden. Wir brauchen einen flächendeckenden Zugang zum ÖPNV und
441 stadtweit ergänzende Sharing-Angebote. Ergänzend soll die Entwicklung im
442 Sozialentwicklungsplan räumlich dargestellt werden.
11
443 Abseits der aktuellen Diskussion um die Einführung eines bundesweiten 49€ Tickets, wollen
444 wir ein preiswertes Tagesticket, möglichst in Anlehnung an das 30/30 (30 Tage für 30€)
445 Angebot im P&R, einführen und am bestehenden Mobilticket festhalten.
446 Um die Qualität des ÖPNV auch weiterhin zu verbessern, werden wir die bis 2027
447 beschlossenen Ausbauplanungen des ÖPNV umsetzen und den Beschluss zum neuen
448 Nahverkehrsplan 2027 frühzeitig fassen.
449 Die Umsetzung des 3. Gleis Aachen-Düren ist für uns ein wichtiges verkehrspolitisches Ziel,
450 das wir auch weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen werden.
451 Erreichbare Innenstadt: Mobilität innerhalb des Alleenrings
452 Die Aachener Innenstadt zeichnet sich durch eine hohe Bevölkerungsdichte, kurze Wege und
453 gute Erreichbarkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad aus. Wir werden sicherstellen, dass die
454 Innenstadt weiterhin gut für alle erreichbar bleibt. Reine Durchgangsverkehre belasten
455 Anwohnende und reduzieren die Erreichbarkeit für alle. Wir werden deshalb das Konzept der
456 Schleifenerschließung innerhalb des Alleenrings umsetzen. So verbinden wir die
457 Erreichbarkeit mit der Steigerung der Lebensqualität.
458 Konflikte entzerren durch Neuordnen des Parkens
459 Der motorisierte Individualverkehr macht derzeit den größten Anteil der Mobilität aus. Er ist
460 aber zugleich die größte Quelle von Emissionen im Mobilitätssektor und verbraucht einen
461 überproportional großen Anteil an öffentlicher Fläche. Durch die Stärkung des
462 Umweltverbundes wollen wir viele Menschen dafür gewinnen, auf ihren privaten PKW zu
463 verzichten, ohne dass damit ein Verlust an Mobilität einhergeht. Uns ist bewusst: Viele
464 Menschen sind und werden in absehbarer Zukunft noch auf das Auto angewiesen sein.
465 Gleichzeitig muss der ruhende Verkehr neu aufgestellt werden, um den notwendigen Freiraum
466 für den Umweltverbund zu liefern. So werden wir nach und nach Angebote geschaffen, um
467 den Umstieg auf umweltfreundliche und komfortable Formen der Mobilität zu gewährleisten.
468 Somit ermöglichen wir den Verzicht auf PKW-Stellplätze im freien Straßenraum und können
469 den gewonnenen Platz zur Steigerung der Lebensqualität für alle verwenden.
470 Da Bewohnerparkzonen den Anwohner*innen eine bevorzugte Möglichkeit bieten, ihren PKW
471 abzustellen, wollen wir das Bewohnerparken ausweiten. Gleichzeitig wollen wir günstiges
472 Parken in Parkhäusern für Anwohner*innen mit Parkausweisen ermöglichen. Um das Angebot
473 auszuweiten, wollen wir außerdem Quartiersgaragen inklusive Ladeinfrastruktur für PKW und
474 Fahrräder schaffen. Die Planung für eine solche Garage soll noch in dieser Wahlperiode
475 erfolgen. Privates Parken im öffentlichen Raum muss mit angemessenen Kosten belegt
476 werden. Wir werden daher den Preis für den Bewohnerparkausweis sozial gestaffelt und unter
477 Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation anheben. Auch den Parksuchverkehr wollen
478 wir weiter reduzieren, daher sollen Parkplätze in Parkhäusern immer günstiger bleiben als
479 solche im Straßenraum.
480 Viele Menschen in Aachen sind aus unterschiedlichen Gründen darauf angewiesen, den
481 Straßenraum in der Nähe ihrer Wohnung zum Zwecke der Mobilität zu nutzen. Dazu fassen
482 wir zwei Grundsatzbeschlüsse in den Fachausschüssen:
483 1. 484
485
486
487 2. 488
489
490
Für den komfortablen Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel sind kurze und komfortable Wege zu Bushaltestellen, Carsharing, Velocity und sicheren Stellplätzen für individuelle Mobilitätsmittel (EBikes, Lastenräder, etc.) erforderlich. Hierzu werden wir ein Konzept der „Flächendeckenden Versorgung“ einfordern.
Gerade Senior*innen und Familien mit kleinen Kindern sind auf Haltemöglichkeiten in fußläufigem Umfeld ihrer Wohnung angewiesen: Zum Be- und Entladen für Lieferdiensten, aber auch für kurzzeitige Parkbedarfe etwa von Pflegediensten, Taxen oder zum Transport der Einkäufe. Wir werden deshalb bei allen relevanten
12
491 Straßenumgestaltungen ein Konzept einfordern, dass diesen Bedürfnissen der
492 Anwohne*innen (exemplarisch: Senior*innen und Familien mit Kindern) Rechnung
493 trägt, z.B. durch die Einrichtung von Liefer- und Ladezonen in Kombination mit
494 Parkmöglichkeiten in nahegelegenen Parkhäusern. Hiermit entzerren wir Konflikte bei
495 der Neuverteilung von Straßenraum, z.B. zugunsten von Fuß- und Radverkehren.
496 Werden PKW unmittelbar unter Bäumen abgestellt, verursachen sie massive Schäden, die im
497 schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes führen. Deswegen halten wir diese sensiblen
498 Bereiche in Zukunft frei. Die Sicherheit von Fußgänger*innen und Radfahrenden darf durch
499 parkende Autos ebenfalls nicht gefährdet werden.
500 Abgestellte E-Scooter sorgen zunehmend für Behinderungen und Gefährdung im öffentlichen
501 Raum. Hier wollen wir die Abstellmöglichkeiten ordnen, z.B. durch Einführung von
502 Abstellzonen.
503 Um die Innenstadt weiter zu entlasten, sind qualitativ hochwertige und sichere P+R Parkplätze
504 ein wichtiger Baustein.
505 Das bestehende Angebot wollen wir ausbauen und die Tarifstruktur anpassen. Vorbild kann
506 hier das P+R Angebot in Richterich sein. Auch ein verbessertes digitales Informationssystem
507 über P+R Angebote soll entwickelt und umgesetzt werden.
508 Im Betrieblichen Mobilitätsmanagement kooperiert die Stadt Aachen mit der IHK und motiviert
509 Betriebe ihre Mobilität nachhaltig und zukunftsorientiert aufzustellen. Dieses erfolgreiche
510 Gemeinschaftsprojekt wollen wir weiter umsetzen und ausweiten.
511 Im Bereich Baustellenmanagement werden wir gemeinsam mit der Verwaltung an der
512 kontinuierlichen Optimierung arbeiten, um die bestehenden Beeinträchtigungen soweit wie
513 möglich zu reduzieren und die Bürger*innen noch besser zu informieren. Ein weiterer Fokus
514 soll hier auch auf der Barrierefreiheit und der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrende
515 liegen.
516 Die Umgestaltungen von Straßen gehen für die allermeisten Bürger*innen mit großen
517 Veränderungen einher. Um Anwohner*innen und Nutzer*innen die Gelegenheit zu geben, ihre
518 Anregungen in die Umgestaltung einfließen zu lassen, werden wir den Prozess der
519 Bürger*innenbeteiligungen fortführen.
520 Wir werden die aktuelle Stellplatzsatzung an das veränderte Mobilitätsverhalten anpassen.
521 Sichere Wege für alle: Der Radentscheid
522 Die Ziele des Radentscheids werden wir weiter umsetzen, um den Radverkehr sicherer,
523 komfortabler und attraktiver zu machen.
524 Um die derzeitigen Baumaßnahmen nicht isoliert zu betrachten, werden wir schnellstmöglich
525 einen „Netzplan Radverkehr“ aufstellen, der Radvorrangrouten, Schnellradwege und
526 Zubringertrassen ausweist und bei den anstehenden individuellen Maßnahmen das Zielbild
527 erklären hilft.
528 Wir tragen außerdem dafür Sorge, dass der Maßnahmenplan Radverkehr zeitnah aktualisiert
529 wird, um so konkrete Straßenbauvorhaben zu priorisieren.
530 Um die Mehrwerte für alle greifbar zu machen, wollen wir darauf aufbauend den vollständigen
531 Ausbau mindestens einer Rad-Vorrang-Route in den Fokus nehmen und den Grabenring
532 kurzfristig als Radverteilerring ausweisen. Erste bauliche Umgestaltungen werden wir noch in
533 dieser Ratsperiode auf den Weg bringen, um den Ring mittelfristig zum Radverteiler
534 umzubauen. Der Umbau von Kreuzungen und Einmündungen im Sinne des Radentscheids
535 wird von uns weiter verfolgt.
536 Radverkehrsanlagen und Fußwege sind durch Bewuchs oft nur in Teilen nutzbar, oder bieten
537 in Kreuzungsbereichen eingeschränkte Sichtbeziehungen. Hier werden wir Sicherheit und
538 Komfort durch rechtzeitigen Rückschnitt erhöhen.
13
539 Die in Aachen immer noch existierenden Schutzstreifen ohne ausreichenden Abstand zu
540 parkenden PKW werden wir sukzessive umgestalten, um Dooring Unfälle zu vermeiden.
541 Zur Vorbeugung von Unfällen durch parkende Fahrzeuge wollen wir gemeinsam mit dem
542 Ordnungsamt einen Schwerpunkt auf das Thema Sicherheit setzen.
543 Unser Ziel ist es, den Menschen zu ermöglichen, nicht nur per Rad, sondern auch zu Fuß ihre
544 Ziele im Stadtgebiet zu erreichen. Dies ist mit hohen Anforderungen an Verkehrssicherheit und
545 Komfort verbunden. Im bisherigen Premiumfußwegenetz verbinden breite und attraktive
546 Fußwege die Innenstadt mit weiter außerhalb liegenden Grünflächen, wie das Gillesbachtal
547 oder das Johannisbachtal. Das Netz werden wir weiter fortschreiben und umsetzen, ein WC-
548 Konzept sollte hier mitgedacht werden.
549
550 Kapitel 6: Wirtschaft
551 Wirtschaftsförderung – Ermöglichungskultur
552 Eine starke Wirtschaft ist wichtig für die Stadt und ihre Bürger*innen. Sie sichert die
553 Arbeitsplätze und die Wertschöpfung, die für eine qualitative Verbesserung unserer
554 Lebensumstände erforderlich sind.
555 In diesem Sinne muss die Stadt Partnerin wirtschaftlich-unternehmerischer Initiative sein
556 und das Entstehen von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung prioritär und im Einklang mit den
557 Zielen des IKSK fördern. Kreative Ideengeber*innen, Projektentwickler*innen und
558 Investor*innen müssen spüren, dass ihnen die Stadt als Ermöglicherin zur Seite steht. Wir
559 setzen auf eine Ermöglichkungskultur in unserer Stadt. Wir wollen bestehende Hemmnisse
560 auflösen und für die Stadt wichtige Prozesse aktivieren und beschleunigen. Die
561 Leistungsfähigkeit der Stadt zeigt sich unter anderem an der Verwirklichung von
562 Leuchtturmprojekten und ihrer Fähigkeit, konstruktiv mit Dritten zusammenzuarbeiten.
563 Wirtschaft braucht Raum
564 Die Stadt hat ein eklatantes Defizit an marktgängigen Gewerbeflächen. Wir müssen daher
565 entschieden einen Dreiklang aus Neuausweisunginnerhalb der Grenzen des FNP,
566 Revitalisierung und Regionalisierung vorantreiben.
567 Die größte zusammenhängende Fläche in Aachen, die mit dem FNP neu ausgewiesen wird,
568 ist Camp Hitfeld. Die derzeit bestehende Blockade des Rechtsstreits muss zügig aufgelöst
569 werden. Wir wollen Hitfeld produktiv nutzen und dazu schnellstmöglich die Machbarkeit eines
570 modernen regenerativen Energieparks prüfen.
571 Aachen Nord bietet ein großes Potenzial an zu revitalisierenden Flächen. Dort ist bereits ein
572 dynamisches Ökosystem aus Start-Ups und Spin-Offs entstanden, das mit dem Inkubator in
573 der Jahrhunderthalle weiter wachsen wird. Die Stadt ist hierbei Moderatorin, bringt Akteure
574 zusammen und lenkt und treibt die Entwicklung voran. Wir werden die dafür notwendigen
575 Ressourcen bereitstellen.
576 Die Conti-Fläche hat in der Revitalisierungsstrategie höchste Priorität. Wir wollen hier schnell
577 gute Arbeitsplätze schaffen. Der an der Innenstadt gelegene produktionsorientierte
578 Industriestandort soll gesichert und zugleich zu einem Standort der Urbanen Produktion
579 transformiert werden.
580 Um die Entwicklung aus einer Hand steuern und auch Fördermittel des Landes akquirieren zu
581 können, setzen wir uns für den Flächenerwerb durch die Stadt ein, möglicherweise auch mit
582 starken Partnern für die Standortentwicklung. Wir agieren nach dem Prinzip der zwei
14
583 Geschwindigkeiten: Ansiedlungswillige Unternehmen werden sofort bei der
584 Nutzungsänderung der guten Bestandsgebäude optimal unterstützt.
585 Parallel wird ein neuer Bebauungsplan entwickelt, der den Fokus auf Nachhaltigkeit und
586 Urbane Produktion richtet und somit auch zukunftsfest verträgliche Produktion in der Stadt
587 sichert.
588 Die Flächen der Stadt Aachen sind ein wertvolles Gut und in ihrer Anzahl begrenzt. Wir
589 bekennen uns zu den Festlegungen des FNP und stellen fest, dass weder die tatsächlich
590 ermittelten Bedarfe an (vermarktbaren) Wirtschaftsflächen, noch die berechneten zusätzlichen
591 GIB-Bedarfe der Stadt abgedeckt werden können. Die Stadt Aachen hat sich daher zusammen
592 mit fünf weiteren Kommunen zum Städteregionalen Gewerbeflächenpool - einer besonderen
593 und zukunftsweisenden Form der interkommunalen Zusammenarbeit -
594 zusammengeschlossen. Damit reagieren wir durch Regionalisierung auf bestehende
595 Flächenengpässe. Es ist zur Strukturstärkung wichtig, dass sich die Stadt auch in Zukunft nicht
596 nur an einer interkommunal abgestimmten Planung, sondern auch an der Erschließung und
597 Vermarktung von Wirtschaftsflächen beteiligt.Eine logische Folge des
598 Gewerbeflächenmangels ist die funktionale Weiterentwicklung des städteregionalen
599 Gewerbeflächenpools, insbesondere auch vor den akuten Herausforderungen eines
600 vorgezogenen Strukturwandels. Auf diese Weise wird es möglich, qualitativ und quantitativ
601 Einfluss auf die Flächenvermarktung zu nehmen.
602 Wissenschaftsstadt heißt agiler Wirtschaftsstandort
603 Gerade im Strukturwandel kann Aachen zusammen mit den Hochschulen einen wirksamen
604 Beitrag leisten. Aachen ist eine international anerkannte Technologieregion, mit
605 Schwerpunkten insbesondere in den Exzellenz- und Profilbereichen der Hochschulen. Darin
606 liegt eine systemische Lösungskompetenz zur Gestaltung der großen Gesellschaftsaufgaben:
607 Energiewende, Strukturwandel, Transformation der Industrie, Zusammenleben im 21.
608 Jahrhundert. Mit der richtigen Aufstellung kann Aachen diese Rolle – insbesondere als Partner
609 der Region – wahrnehmbar ausspielen. So sind z.B. unsere Kongresskapazitäten darauf
610 ausgerichtet, die spannendsten Wissenschaftskongresse für die „Welt im Wandel“ zu
611 präsentieren. Das Potenzial Aachens als Stadt der Wissenschaftskongresse braucht eine klare
612 Vermarktungsstruktur. Dazu werden wir die beteiligten Akteure (insbesondere im ATS und
613 beim Eurogress) befähigen, den Markenprozess fortführen, die Corporate Identity
614 überarbeiten und die Struktur des Fachbereichs Kommunikation und Stadtmarketing wo nötig
615 anpassen.
616 Wir werden die Rolle der Stadt Aachen als Gesellschafterin der Campus GmbH stärken,
617 und mögliche Hindernisse für die Entwicklung hin zu einem innovativen und nachhaltigen
618 Stadtquartier zügig beseitigen. Die RWTH ist einer der wesentlichen Treiber der Aachener
619 Wirtschaft und die zügige Umsetzung des Bebauungsplanes West wird zum zentralen Projekt.
620 Gleiches gilt für die von uns im Grundsatz gewollte Reha-Klinik in Burtscheid, wo der
621 Kommunikationsprozess mit den Bürger*innen noch breiter gestaltet werden muss und
622 die Gespräche mit dem Investor noch intensiver zu führen sind. Hier geht es um die Sicherung
623 der Gesundheitsversorgung, die Steigerung der Lebensqualität in Burtscheid und den Erhalt
624 des Kurstandorts.
625 Die Entwicklung des „Sportpark Soers - ein Sportpark für Alle“ - ist eines der großen
626 Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre. Die Politik hat die Priorisierung dieses Projektes
627 längst beschlossen, nun müssen die Umsetzungsstrukturen geschaffen werden. Uns leiten die
628 Zeitpläne der beteiligten Vereine in der Soers. Wir werden die Förderschiene genau im Blick
629 behalten, unabhängig davon aber auch alternative Vorkehrungen treffen und
630 Finanzierungswege entwickeln müssen, um die Zeitpläne nicht zu gefährden. Nötig sein
631 werden sicherlich auch Teil-Bebauungspläne, die Anker setzen können.
632 Wir möchten das Thema der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) in Aachen weiter konstruktiv
633 begleiten und vorantreiben. Die Etablierung der GWÖ bei städtischen Unternehmen dienen
15
634 hierbei als Leuchtturmprojekte, die private Unternehmen dazu ermutigen sollen, diese Art der
635 Bilanzierung ebenfalls einzuführen. Dazu sind weiterhin Beratungs- und
636 Informationsveranstaltungen notwendig. Die dazu erforderlichen Ressourcen möchten wir
637 bereitstellen.
638 Innenstadt als Raum der Ermöglichung
639 Ein besonderer Fokus liegt auch auf der Transformation der Aachener Innenstadt mit ihren
640 vielfältigen Potenzialen. Hier möchten wir integriert denken und handeln, die vielfältigen
641 Akteur*innen zusammenführen und eine Zukunftsstrategie (Zukunftsprozess Innenstadt) auf
642 den Weg bringen. Dabei werden die großen städtebaulichen Projekte Umbau Theaterplatz,
643 Entwicklung Altstadtquartier Büchel und Beseitigung des großflächigen Leerstands in der
644 östlichen Innenstadt eine zentrale Rolle einnehmen. Schwerpunktsetzungen, wie zur Zeit in
645 der Großkölnstraße, werden wir um weitere Schwerpunkte, insbesondere mit Blick auf die
646 untere Adalbertstraße erweitern. Zudem werden wir den Bildungsstandort Innenstadt stärken
647 und VHS und Stadtbibliothek in Form eines Dritten Ortes (Haus der Neugier)
648 zusammenführen.
649 Ein weiteres Großprojekt wird die städtebauliche und verkehrliche Neugestaltung des Bushofs
650 und dessen Umfeld sein. Wir werden hier eine Zukunftswerkstatt durchführen und Ziele
651 definieren. Denkbar sind verschiedene Nutzungen wie Bildung (z.B. Haus der Neugier)
652 oder Wohnen.
653 Unser Einzelhandel ist nicht zuletzt durch diverse Krisen der vergangenen Jahre stark belastet.
654 Deshalb braucht es mehr denn je eine lebendige Innenstadt und Unterstützung des
655 Einzelhandels. Es gilt Leerstände zu vermeiden. Wir werden deshalb den “Fonds zur Belebung
656 des lokalen Einzelhandels, der Gastronomie und des Handwerks“ verstetigen, Projekte wie
657 “Ladenliebe” und “Kauf lokal” ausbauen und auch die Plattform “Smart Shopping AC”
658 weiterentwickeln und finanzieren.
659 Zur Stärkung der Innenstadt wollen wirden durch Corona nochmals beschleunigten
660 Transformationsprozess kommunal gestalten.Hier wollen wir eine Ermöglichungskultur
661 etablieren und leben, die das Mögliche im Blick hat. Wir werden darauf hinwirken, dass
662 Genehmigungsverfahren beschleunigt und Ermessensspielräume im Sinne der Belebung der
663 Innenstadt genutzt werden.
664 Gleiches gilt auch für kulturelle Angebote, für die wir Wege finden werden, um gute Ideen zu
665 ermöglichen. Kultur gehört zur Stadt und ist elementar wichtig. Zur Kultur gehören neben den
666 etablierten Kulturinstitutionen und ihren Häusern die vielfältige freie Kulturszene. Wir wollen
667 die Kultur in der Innenstadt sichern und erhalten, sie stärken und ihr auch neue Räume und
668 Entfaltungsmöglichkeiten eröffnen, z.B. auch auf Plätzen und anderen öffentlichen Räumen
669 Ein wichtiges Element urbaner Kultur, insbesondere in einer Hochschulstadt, ist die Club- und
670 Partykultur. Uns liegt es am Herzen, die freien Initiativen, die Club- und Partyszene zu stärken.
671 Dazu werden wir ein Programm zur Förderung der Nachtkultur, Nachtökonomie sowie von
672 Mikroprojekten aus der Stadtgesellschaft auf den Weg bringen (Innenstadt am Abend), zudem
673 werden wir in moderierten Runden Tischen weitere Ideen zur Stärkung des Szenelebens
674 entwickeln.
675 Mit der Neufassung unserer Gestaltungssatzung werden wir die Umsetzung von Ideen und
676 Initiativen in der Stadt ermöglichen. Der Prozess wird dazu unmittelbar auf die Bedürfnisse der
677 Gastronom*innen und ihrer Kundschaft ausgerichtet. Zudem sollen auch kreative Angebote
678 vermehrt im öffentlichen Raum stattfinden.
679 Zur Attraktivität einer Innenstadt gehört immer auch das Gefühl, sich in einem sicheren Umfeld
680 zu bewegen und eine saubere Stadt zu besuchen. Auch hier werden wir weiter Schritte voran
681 machen und kleine Instandsetzungsmaßnahmen zügig umsetzen und wildem Müll mit
682 Wastewatchern und Unterstützung des Stadtbetriebs begegnen. Zudem werden wir ein
683 Konzept für öffentliche Toiletten und Trinkbrunnen erstellen.
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684 Ordnungspartnerschaften stärken wir und bauen Angebote und Hilfen für Obdachlose und
685 weitere Hilfesuchende aus.
686 Wirtschaft erfordert tatkräftige Netzwerke
687 Der Koalitionsvertrag der Landesregierung sieht vor, eine neue REGIONALE in dieser
688 Legislaturperiode auszuloben und somit die regionale Strukturförderung des Landes
689 fortzusetzen. Erwartet wird, dass die neue REGIONALE für das Jahr 2028 ausgelobt wird. Das
690 Format ist bereits in der Bewerbungsphase gut geeignet, sich gemeinsam auf einige regionale
691 Ziele zu verständigen und diese anzuschieben. In diesem Rahmen und in Verbindung mit der
692 IBTA werden wir ein gemeinsames Programm definieren, das eine grenzüberschreitende
693 Bewerbung der Städte Aachen, Parkstad Limburg zum Ziel hat und thematisch die
694 grenzüberschreitende Modernisierung aufgreift.
695 Um die Digitalisierung innerhalb der Verwaltung voranzutreiben und verschiedene Felder zu
696 bündeln, werden wir einen zentralen Fachbereich Digitalisierung gründen und unsere
697 Digitalisierungsstrategie gemeinsam mit den relevanten Akteuren weiterentwickeln sowie
698 Maßnahmen sinnvoll priorisieren und finanzieren.
699 Wir werden den Glasfaserausbau vorantreiben und die erforderlichen Planungsprozesse
700 vornehmen und (Ko-)Finanzierungen im Haushalt abbilden.
701 Regionales Handwerk stärken
702 Das Handwerk ist eine tragende Säule der Aachener Wirtschaft und nimmt eine wichtige Rolle
703 im Baubereich sowie im Umbau unserer Stadt hin zur Klimaneutralität ein. Es ist stärker und
704 früher als viele andere Bereiche vom Fachkräftemangel betroffen. Wir werden deshalb das
705 Projekt “Switch” fortführen und für den Bereich des Handwerks ausbauen, um Fachkräfte für
706 die Region zu gewinnen und Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Unternehmen zu sichern.
707 Darüber hinaus wollen wir in Zusammenarbeit mit der Handwerkerschaft eine
708 Ausbildungsoffensive für das lokale Handwerk ins Leben rufen, um Fachkräfte auszubilden.
709 Dabei besteht besonderer Handlungsbedarf in der Förderung derjenigen Gewerke, die für die
710 zügige Umsetzung der Energiewende benötigt werden, also insbesondere für die Installation
711 von PV-Anlagen, den Umbau der Wärmeversorgung inklusive dem Einbau von Wärmepumpen
712 und die energetische Gebäudesanierung.
713 In diesem Zusammenhang werden wir darauf hinwirken, die Hürden für eine Ausbildung im
714 Handwerk zu senken, insbesondere für Geflüchtete und für Menschen mit Behinderungen.
715 Das Handwerk steht seit Jahren wachsenden Digitalisierungsanforderungen gegenüber, die
716 zum Teil die Grenzen des Leistbaren erreichen. Wir werden prüfen, ob die digitale Werkstatt
717 für den Mittelstand auf die Bedürfnisse des Handwerks ausgeweitet werden kann.
718 Um Unternehmen in der Krise zu stärken, werden wir den Runden Tisch der Wirtschaft stärken
719 und damit einen Kommunikationsraum schaffen, um schneller und zielgerichtet auf aktuelle
720 Anforderungen und Probleme zu reagieren.
721 Wir erkennen die aktuelle Krisensituation aufgrund der Energiepreisentwicklung auch der
722 Aachener Vereine an. Wir werden eine Möglichkeit finden, sie zügig und unbürokratisch
723 unterstützen.
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724 Ausblick
725 Mit den genannten sechs Schwerpunktthemen starten wir in die gemeinsame Arbeit. Darüber
726 hinaus gibt es noch viele andere Bereiche, die das Leben der Menschen in dieser Stadt
727 berühren und prägen. Um nur einige zu nennen: Soziales und der demographische Wandel,
728 Kultur, Sport, Anti-Diskriminierung und Gleichstellung auf allen Ebenen, Sicherheit und
729 Sauberkeit, Digitalisierung als ein wichtiges Querschnittsthema, der städtische Haushalt und
730 die Mitarbeitenden unserer Verwaltung und der städtischen Unternehmen. Hinzu kommt der
731 übergreifende Bereich der Stadtentwicklung, der in viele der genannte Projekte hineinspielt
732 und entscheidend zur Ausprägung des „Gesichts der Stadt“ beiträgt.Für alle diese
733 Themenfelder entwickeln unsere Fachpolitiker*innen ein gemeinsames Arbeitsprogramm.
734 So schaffen wir Stück für Stück eine Stadt der Teilhabe – klimagerecht und
735 familienfreundlich. Wir übernehmen dafür Verantwortung. Wir wollen fokussiert und zügig
736 positive Veränderungen sichtbar und erlebbar machen. Dafür bündeln wir unsere Energie - in
737 vertrauensvoller Partnerschaft und Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und allen
738 maßgeblichen Akteurinnen und Akteuren. Für alle Menschen in dieser Stadt.
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